Der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Oder: für wen ich meine Freundin betrügen würde...

Achtung aufgepasst! Auch wenn die Headline sensationslüsterndes weckt, handelt dieser Beitrag einzig und alleine von einem Motorrad und der Fahrberichterstattung. Allen Nicht Mopettfahrern sei hier also geraten sich bei nicht vorhandenem Interesse nicht die Lesemühe anzutun. Sprachliche Abnormalitäten und fremd klingende Begrifflichkeiten ziehen sich durch diesen Beitrag wie ein MotoGP Pulk durch die Start/Zielgerade (na geht scho los).

Mann, Mann, Mann, ich dachte nicht mich mit meinem hohen Alter noch in eine Maschine zu verlieben. Aber es half nichts, ich wurde derart brutal mit der Leidenschaftskeule geschlagen, dass ich immer noch sabbere und meine Tastatur bereits einer Suppe gleicht.

Schon lange vor dem ersten Herantasten überfiel mich allein beim Anblick eines Photos die kompromisslose Liebe und mir war klar, dass kein Weg an ein wirkliches Anfassen herum führte.
Bereits angesteckt durch die Ausfahrt ein paar Tage zuvor, nutze ich meine Urlaubszeit mir einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen. So fuhr mich meine (super nette) Schwester also zum Il Moto Händler auf der Prager Strasse und kaum war ich drin, unterschrieb ich auch schon in Windeseile den Mietvertrag. Ursprünglich war nur ein Tag geplant, aber allein beim Anblick des Teiles vor der Tür wusste ich, dass 24 Stunden ein viel zu kurzer Zeitraum für eine nähere Liebkosung war. Also streckte ich mein Urlaubsbudget ein wenig und machte aus einem Tag gleich 2 (bzw. 2 einhalb).

Gerüchten und bedrohlich klingende Fahrberichte anderer Furchtlosen zufolge wusste ich was da stand und dies lies mich bereits bei der langsamen Annäherung viel Respekt und Anmut aufbringen. Eines wusste ich, dieses Gottesgeschöpf war kein Anfängermopett und mir war klar, dass jeder Fehler unnachgiebig sofort mit der erbarmungslosen Ungnade eines Abwurfs verbunden war. Nachdem 1000 Euro Selbstbehalt und meine Gesundheit zwei sehr gewichtige Faktoren waren, würde ich diese Schönheit also sehr beachtlich anfassen. Mir kam es vor, als ob ich versuchte einer Sardenischen Vollblutitalienerin an den Hintern zu fassen.

Die Sitzposition war sehr bequem und auch mir als Mopettriese waren Sitz und Haltung sehr angenehm. Der Vorgänger aus dem Jahre 95 (zwei Modelle davor) war mir nämlich etwas zu gebückt und wer mich kennt, der weiss das ich lieber aufrecht als gebückt durchs (motorrad-)Leben schreite.

Das Starten war himmlisch. Einzig der Starterknopf war beim umgreifen des Gasgriffes ein Äutzerl zu weit weg vom Griff und daher musste man den Daumen schon etwas strecken um das Baby zu starten. Aber der Klang des sofort anspringenden Einspritzer-Dreizylinders war herrlich. Ich lauschte dem blubbernden und tiefbösen Tosen eines Bocks, der wie zur Vorwarnung schon anfangs hören lässt auf was man sich da einlässt.

Sachte lies ich also den ersten Gang einrasten und öffnete langsam und mit viel Adrelanin im Blut Kupplung und Gas. Das direkte und sofortige Ansprechen des Gashahns sagte mir gleich, Junge, aufpassen, mach keine Dummheiten und denk erst gar nicht daran mich heftig zu drehen. Da Dreizylinder sehr stark von unten heraus die Kraft aufs Hinterrad setzen, muss man also gar nicht viel schrauben um eine sehr kraftvolle Leistungsentfaltung zu bekommen.
Das wurde durch meine Dummheit bestätigt, selbst im zweiten Gang einmal kurz anzureissen und das sofort ansteigende Vorderrad erwischte mich so unvorbereitet wie meine Lehrer mich damals bei den Schulprüfungen. Mit viel Mühe und einer Riesen Portion Glück konnte ich das Ungetüm aber irgendwie wieder bändigen und das Vorderrad wieder zum zweckbestimmten Berühren des Asphalts drücken. Das Steigen beginnt bereits bei 6-7000 Umdrehungen und unsachtes Anreissen wird sofort und sogar im dritten Gang mit einer Paradestellung quittiert.

Vor allem in Spitzkehren, wo man beim Auslenken im zweiten Gang sicherheitsgeglaubt aufmacht, richtet sich das noch gebeugte Gefährt auf und verkürzt schnell den Kurvenausgang.

Tage zuvor leistete mir Heinz einen riesen Freundschaftsdienst und lieh mir seine "Tatjana", wie er die VFR mit V-Tec Motor von Honda nannte. Tatjana, die russische Schlampe wurde sie getauft, da sie kurzzeitig den BEsitzer wechselte. Wie auch immer, bei der ca. 430km langen Ausfahrt dachte ich, das wars, ich kann nicht mehr biken. Erst nach ca. 100km waren Kurven halbwegs sauber und nicht jedesmal mit zig Korrekturen versehen. Dennoch lief es nicht so rund wie ich das gern gehabt hätte und die ca. 6 stündige Dauervollstreckung durch den gesamten Konvoi liesen mich bereits elendst wimmern. Einmal kam mir sogar ein Chopper gefährlich nah und ich war kurz davor technischen Defekt vorzutäuschen und per Anhalter zurück zu kehren. Tja, hätte ich da bloss die Speedy gehabt. NIcht, dass ich meinen Kumpels da das Wasser reichen hätte können, aber eines ist gewiss, mithalten wäre gegangen.

Die 2006er Speed Triple hat ein irrsinnig geniales Fahrwerk und der kurze Radstand und die steife Geometrie der Engländerin machen Winkelwerk und lange schnelle Kurven zum reinsten Vergnügen. Wie von selbst "fällt" die Schöne in die Schräglage und scheint fast ferngesteuert die Optimallinie zu führen. Noch nie spürte sich ein Mopett nach nur so kurzer Zeit so gut und so vertraut an und im Gegensatz zu ihr, kommt mir meine damalige 6-er Bandit jetzt fast wie eine störrische Kuh vor. Die aufrechte Sitzposition mit samt des sehr kurz wirkenden Bikes erscheint wie eine Mischung aus Racing, Super Moto und Naked Bike in einem.
Das tolle an dem schwarzen Monster ist wie ich finde aber auch die Gutmütigkeit bei entsprechender Fahrweise. Ähnlich eines Porsches kann man das Ding durchaus auch zum Eis essen fahren benützen und der kraftvolle Dreizylinder erlaubt Adrelaninloses dahincruisen ohne permanent zu schwitzen. Das Gasansprechverhalten sagt dir genau wann es Zeit wird zu beten und wann man auch Citytauglich fahren kann. Wenn man die gut gemeinten Zurufe der Britin aber ignoriert, dann ändert Sie ganz schnell ihr Gesicht und verwandelt sich in ein speedsüchtiges Bike, dass no limits ruft und nach gekonnter Hand verlangt. Diesen Bereich hab ich aus o.a. Gründen selten betreten und ich glaube, dass es mich sicher mind. 1-2 Jahre kosten würde, auch im Grenzbereich das Gefühl (Betonung liegt auf Gefühl) der Kontrolle zu bekommen.

Jedenfalls ist Triumph mit der Speed Triple ein grenzgeniales Bike gelungen und wie man in Reitwagen und Co immer noch lesen kann, befindet sich die "Kleine" nach wie vor im Top Ranking bei diversen Tests. Nicht umsonst wählen Zonko, Berzerk und Gefolgschaft immer wieder die Speedy um diverse Schweinerin aufzuführen.

Ich hab mich auf Anhieb in das Ding verknallt und würde ich es mir leisten können, dann würde morgen eine nagelneue Speed Triple im Haus stehen. Nachdem sich Dubai, Hitze und Sand aber leider nicht so gut mit einer kurvensüchtigen Sau vertragen, mein Budget entgegen aller Gerüchte leider auch nicht 13.000 Alpendollar verkraftet, wird dieser Traum in Schwarz leider noch ein wenig das bleiben was es momentan ist, ein Traum.
Bei Il Moto werde ich aber schon mal halbjährliche Vorreservierungen tätigen, um jedesmal im Heimaturlaub eines dieser Babies bei der Hand zu haben.

Und dann, aber dann....dann gibt es bei der nächsten Ausfahrt kein unwürdiges schluchzen im Helm, keine nett gemeinten Worte á la "na ja, jetzt bist du ja schon lange nicht mehr gefahren" oder "fahrst eh super", dann gibt es nur noch ernsten RESPECT und dann liebe Leute müsst ihr schon fest winden, um mich vom Heck zu bekommen!! :-)

Zu guter Letzt natürlich auch noch hier die Bilder aus denen Träume gemacht werden.

Eines der beiden Doppelauspufftöpfe, die Posaunengleich wunderschöne Musik aus 990 Kubik zaubern. Und das ohne Racingtöpfe, SERIE!

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Von hinten anschleichen ist bei Raubkatzen zwar nie gesund, aber in diesem Fall einfach nur atemberaubend schön.

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Ich weiss zwar nicht wer dieser Isy ist, dem man offensichtlich das Mopett gewidmet hat, aber nichts desto Trotz ist dieses Heck einfach nur geil. LED Rückleuchten und in diesem Fall ein 180er Michelin Pilot runden dieses Hinterteil perfekt ab.

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Name ist Programm dachte sich der Hersteller und meine Kenner wissen, dass Schwarz für mich die schönste Mopettfarbe ist.



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So wie Sie hier steht und sehnsüchtig Richtung Strasse blickt, hat man das Gefühl die Gute hat eine Seele und will alleine wenn sie könnte.
Die vom Rahmen weit und tief abstehenden Blinker sind zwar beim umkippen bzw. Umlegen keine so gute Idee, aber wer will denn schon so was schönes verletzen?

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Nach einer obligatorischen Raucherpause auf der Dopplerhütte, die mich das Speedrauschen der Fahrt vergessen lassten sollte, war die Furcht immer noch sehr gross und daher schlich ich mich nach Ausdämpfen der Adrelaninchick wie ein Jäger an seine Beute. Nur nicht erschrecken, nicht unerwartet wecken und die Raubkatze ärgern...

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Im Hüftaufschwung erwische ich sie am Besten.

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Ihre grossen Glupschaugen lassen Sanftmut und Gnädigkeit erwarten. Doch ist da auch immer dieser Ausdruck in ihrer Visage. Dieses hinterfotzige Grinsen, das dich genau wissen lässt was auf dich zukommt.

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USD Gabeln in Gold passen wunderbar zum übrigen Schwarz.

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Jedes winzige Detail ist formvollendet und keinerlei unnötiges Plastik oder Metall stört den Jagdtrieb dieser Bestie. Würde man das form gewordene Böse aus einem Berggestein hauen, es würde nicht anders aussehen.
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Längst sind jegliche Artgenossen geflüchtet. Der blosse Anblick lies sie schnell das Weite des Exelberges suchen.

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Zwei Bilder die den Charakter des Bikes beschreiben.
Zu lässig...

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…und du bist weg.

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Aufsitzen darf nur wer Respekt zollt und ungeübten Reitern wird dieser sehr schnell beigebracht. Ich stelle mich daher lieber nur noch neben sie. Pferde treten selten auf die Seite aus.

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Das Stummelheck zeigt was die Konstrukteure im Sinne hatten: Kein Gramm zuviel und Fokus aufs Wesentliche. Einfach nur schön.

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Ähnlich sieht es beim Cockpit aus. Schlicht, einfach und aufgeräumt. Drei Zustände die es in meiner Wohnung nie geben wird, hier aber das Konzept perfekt abrunden.
Hier nicht zu sehen sind übrigens die in verschiedenen Farben einstellbaren Schaltblitze an der rechten Seite des Drehzahlmessers. Bei Nacht leuchtet eine Orgie aus Lampen und die gelbe Hintergrundbeleuchtung der Armaturen erfasst dich wie die Augen eines Phanters. Manko: es gibt keine Tankinhaltsanzeige und die wäre bei sportlicherer Fahrweise und dem typisch englischem durstigen Trinkverhalten nicht nachteilig.

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Beim Einkehren in städtliche Gefilde, die der unbändigen Kurvengier dieser Katze Einhalt bieten sollte, erblickte ich vor dem Lokal doch glatt eine Lücke neben einer Daytona und so konnte ich entspannt meine Baldriantabletten einwerfen, während sich die beiden derweil Anekdoten über ihre unfähigen Reiter erzählten. Nur mit viel Mühe konnte ich die links stehende BMW beruhigen. Wie man schon an der Stellung der weissen Bayerin erkennen kann, war ihr die so nahe Gegenwart dieser Raubtiere nämlich gar nicht Recht.

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Fazit einer zweitägigen Wildkatzenbesichtigung:

Geil, geil, geil. Will haben! Welchen Scheich in Dubai muss ich wohl anbetteln mir aus der Portokasse 13k Euronen zu spenden? Meine nächsten Nächte hindurch werde ich schweissgebadet aufwachen. Albträume man könnte mir meine nicht vorhandene Speed Triple stehlen und die Erinnerung an die brachiale Urgewalt dieser Bestie wird sich wie Fallschirmspringen in meinem Erinnerungszentrum einbrennen: Kaum ist man unten, will man sofort wieder rauf!

ENDE
Fiercedragon - 20. Jun, 10:21

Hehe - darf ich dich "zonko" nennen?

danielt - 20. Jun, 11:07

ahhh

auch ein RW Leser :-) SEHR BRAV!!

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