Hmmm....

Tag drei in Afrika und ich fürchte, ich kann nicht wirklich viel aufregendes über den Sudan berichten.
Habe zwar zugegebenerweise nur Hotel und Büro gesehen, aber alles dazwischen hat mich nicht unbedingt vom Hocker geschmissen. Es gibt laut Kollegen nur ein einziges nettes Lokal und das haben wir bereits drei mal in Folge besucht.
Ich sehe das aber von der positiven Seite. Wir bekommen für die Dauer unseres Aufenthaltes Spesenersatz und das nicht wenig. Nachdem es hier so gut wie nix gibt, um Geld auszugeben, ist das eine gute Möglichkeit um etwas zu sparen und meine Nieren zu schonen. Alkohol gibt es hier nämlich nicht mal in Hotels oder Restaurants.

So ungewohnt das aus meinem Munde klingen mag, aber mangels Alternativbeschäftigung konzentriere ich mich daher hauptsächlich auf die Arbeit. Und die ist nicht wenig. Der Kunde arbeitet zum ersten mal mit einer Consulting Firma zusammen und hat daher etwas abgehobene Vorstellungen von unseren "deliverables". Die wollen Statusberichte über jeden einzelnen Tag unserer Arbeit haben und hinterfragen jeden Punkt und jedes Komma. Bei der Wortwahl in unseren Dokumenten müssen wir echt aufpassen, da sie bei jedem Thema glauben, dass wir ihnen ein "state of the art" Paket liefern. Wenn wir z.B. in einem slide anführen, dass wir eine Trainingsprozessübersicht liefern, dann nehmen die an, dass wir nicht nur das Konzept für das Training machen, sondern es auch abhalten. Die wollen in drei Monaten eine neue Abteilung implementieren und nebenbei die ganze Firma mit unserer Hilfe umstrukturieren. Das ist ein bisserl mühsam. Aber es gelingt uns glücklicherweise ihnen die Unmöglichkeit ihres Wunsches vor Augen zu führen und man kann eigentlich ganz vernünftig mit ihnen reden.

Es ist manchmal echt spannend zu sehen, mit welch veralteten Prozessen die hier arbeiten. Die Archivierung erfolgt beispielsweise per Hand und wir haben einen Keller gesehen, in dem Tonnen von Akten scheinbar unsortiert herumliegen. Da muss man sich manchmal echt ein Schmunzeln verkneifen :-)

Ich hab wie schon erwähnt gestern das Kick Off Meeting zu unserem Projekt abgehalten und das war auch sehr interessant. Nach ca. 25 slides mit lauter bunten Graphiken und tollen Anmationen (ich war echt selbst beeindruckt von meiner Präsentation :-), haben mich ca. 20 Leute mit grossen Augen und offenem Mund angestarrt....War echt süss :-)
Wenn man hier etwas positives erreichen will, dann muss man sich der hiesigen Kultur bewusst sein. Mitarbeiter aus "niedrigen" Positionen würden es in einem Meeting und auch sonst nur sehr selten wagen, einen Vorgesetzten oder Externen (also mich z.B.) zu kritisieren. Damit meine ich aber nicht nur das runtermachen einer Sache, sondern auch schon das bloße Hinterfragen.
Das mag zwar vordergründig ganz angenehm sein, nur lässt sich so leider nicht viel erreichen, da wir ja auf das Feedback der Leute angewiesen sind. Generell geht es in meetings ziemlich harmoniebetont zu. Niemals würde hier jemanden seinen Gesprächspartner offen "angreifen" oder gar diffamieren. Ein "Nein" wird somit eher zu einem "Vielleicht" und ein "du Idiot, das ist vollkommener bullshit" wird eher zu einem "I see your point".
Wenn man sich dessen bewusst ist, dann lässt es sich damit eigentlich ganz gut umgehen und ausserdem hat diese Mentalität einen nicht unerheblichen Beitrag zu einer angenehmen Meetingatmosphäre.

Ich integriere bei all meinen Präsentation immer gerne ein paar Brocken Arabisch, die ich zwischendurch aufschnappe und das kommt echt gut an. Die Frauen kichern sich meistens einen Ast ab und die männlichen Kollegen grunzen amüsiert. Mag sein dass sie sich denken "was für ein Idiot", aber zumind. sind sie dann gut drauf :-)

Generell sind die Leute hier echt dankbar für unsere Inputs und sind darüber hinaus sehr engangiert bei diversen Projekten etwas beitragen zu können. Dadurch macht das Arbeiten echt Spass und es gibt nichts schöneres, als das dankbare Gesicht eines Mitarbeiters, dem man gerade eine Excelfunktion erklärt hat oder einen Tipp für diverse Arbeitsabläufe gegeben hat.

Man darf sich das aber nicht so vorstellen, als ob die Leute hier in einer Hütte mit Rechenschiebern sitzen und wie die Steinzeitmenschen arbeiten. Im Gegenteil, ich war echt überrascht wie "modern" es hier manchmal zugeht. Für all die Telekomhaberer unter euch - die haben hier sogar unser Remedy tool!!
An was es ihnen hier aber eindeutig fehlt, ist Prozess- und Projekt Know How. Es gibt also einige Sachen, die wir dank unserer Berufserfahrung "improven" können.

Am Sonntag (Anm. der Redaktion - Wochenende ist Freitag und Samstag) beginne ich mit den ersten Interviews und befrage dabei am Anfang drei Abteilungen. Danach ist eine Besichtigung im Call Center angesagt und auf das freue ich mich schon!!

Morgen werd ich mal gehörig ausschlafen und danach vielleicht einen Sprung ins hiesige Museum machen. Vielleicht gibt es ja doch ein paar interessante Sachen zu erkunden...

cya later!
benq - 3. Aug, 21:52

Hi Danielt,
danke für deinen Beitrag, hoffe dass die Leute euer Input auch aufnehmen.... und nicht nur einfach mit dem Kopf nicken...
Ansonsten wünsch ich dir einen angenehmen Sudan-Aufenthalt.

Bis denne
Benq

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