Donnerstag, 24. August 2006

Consulting - ein Traumberuf?

Khartoum, 01 Uhr Ortszeit. Ich komme gerade von einem 4-stündigem Workshop zurück, bin voll erledigt. Kein richtiges Frühstück gehabt und zu Mittag nur einen Toast gegessen. Wer mich kennt weiß, wie wichtig mir meine Mahlzeiten sind!!
War von 09h bis 19h im Büro und um 20h ging es ins Hilton zu dem workshop. Ich bin hier diese Woche der einzige Vertreter meiner Firma und deshalb wurde ich gebeten anwesend zu sein, falls es Dinge gibt, die einer Abstimmung bedürfen. Die Agenda des workshops war ein neues Provisionschema für die Händler unseres Kunden. Alle aus der Telekombranche wissen, wie gierig Händler sein können und wenn es um ihr Geld geht, dann ist die Stimmung bei solchen Meetings immer hitzig.

Viel verstanden hab ich allerdings nicht. Die Präsentation inkl. der anschliessenden hitzigen Diskussionsrunde war auf Arabisch. Sogar die Powerpointfolien waren alle auf Arabisch. Ich bin also 4 Stunden lang völlig ausgehungert auf meinem Stuhl hin und her gerückt und hab es kaum geschafft mich wach zu halten. Denke ich bin ein, zweimal sicher kurz eingenickt. Neben mir saß allerdings mein Auftraggeber und daher konnte ich mich leider nicht völlig leidenschaftlich meinen Träumen hingeben. Das war so ziemlich meine unnötigste Anwesenheit in einem workshop/meeting seit langem.

Das einzige highlight der Veranstaltung war, dass zu Beginn des workshops (anwesend waren ca. 100 ausgewählte Händler) ein Typ das Mikro ergreift und zu beten/singen anfängt. So wie die Muaezzin auf den Minaretten der Moscheen!! Ich hab anfangs nicht gewusst was los ist. Zuerst kommt der CEO der Firma, begrüsst alle anwesenden kurz und gibt das Mikro dann dem besagtem Sängerknaben weiter. Alle hören sich das Gebet in Ruhe an, murmeln am Ende irgendeinen Gebetsspruch und dann fängt das meeting erst richtig an. Das lustige ist, dass davon abgesehen alles genau so aussah wie vergleichbaren Veranstaltungen bei uns zu Lande. Überall waren Plakate vom Anbieter aufgehängt, es wurden Geschenktüten für die Händler ausgeteilt (die Kappen sind genau so hässlich und unnütz wie die von unseren Mobilfunkern) und es gab auch ein riesiges Buffet (in das mich nach Ende der Veranstaltung genüsslich stürzte. Im Publikum saßen sowohl Schlipsträger, als auch Leute mit ihren traditionellen Gewändern (weiße Kleider mit weißem Turban). War irgendwie interessant.

Die Händler haben, den Gestiken und der Lautstärke nach zu urteilen, dem CEO ziemlich Gas gegeben und ich dachte kurzzeitig, dass bald eine handfeste Schlägerei entstehen wird. Aber dem war Gott sei Dank nicht so. Nach kurzem Tumult war wieder alles in Ordnung und ich konnte weiter in Ruhe tagträumen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass meine bisherige kurze Consulting Erfahrung mir eine gute Vorschau auf den workload meiner Tätigkeit bot und ich gestehe, dass ich momentan ziemlich schwimme. Mein Kollege Jerome, der Franzose, ist darüber hinaus aus gesundheitlichen Gründen momentan nicht in der Lage mir zu assistieren (wobei das eher umgekehrt war) und wird wahrscheinlich längere Zeit nach Frankreich heimkehren um sich behandlen zu lassen (ist scheinbar echt ernst). Wir haben zwar einen weiteren Kollegen, der vor kurzem angefangen hat und scheinbar viel Erfahrung hat, aber ich hab momentan nicht mal die Zeit ihn entsprechend einzuweisen. So sitze ich also allein in Gottes vergessenem Land und ritze bereits Striche in die Wand meines Zimmers, um die Tage bis zu meiner Rückkehr abzuzählen.
Das Consulting Dasein ist zwar in der Tat gut bezahlt, aber das ist meines Erachtens nach auch mehr als gerechtfertigt. Der Kunde erwartet von dir vollen Einsatz und Arbeitszeitregelung gibt es so gut wie keine (im Büro in Dubai ist das um einiges relaxter). Das ständige Herumfliegen und die Hotelzimmerherumhockerei geht mir jetzt schon am Nerv.

Ich will aber nicht, dass sich meine Motzerei so anhört, als ob alles schlecht wäre und ich leide. So ist es definitv nicht. Die Erfahrung und die angenehmen Seiten dieses Berufs wiegen die Nachteile (noch) auf. Länger als zwei drei Jahre mache ich das aber wahrscheinlich nicht, das geht echt auf die Substanz. Dubai jedenfalls macht mir nach wie vor Spass und was Lebensfreude angeht, so ist das dort im Übermaß vorhanden. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwas neues und interessantes entdecke. Die Mentalität und Vielschichtigkeit ist atemberaubend und ich hab noch nie so viele Leute in so kurzer Zeit kennen gelernt.

Morgen ist der letzte Tag vorm Wochenende und ich kanns kaum erwarten morgen Abend ins Bett zu fallen und genussvoll auszuschlafen!!

keep you posted!

gute Nacht!

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