Mittwoch, 23. August 2006

still alive

hello allerseits!

Ja, ich lebe noch :-) Hatte bisher echt keine Möglichkeit zu posten und nachdem ich wieder mal im Sudan hocke, kann das auch noch ein bisschen dauern. Hier ein Bericht, den ich in Word vor ca. 1 Woche geschrieben habe. Nicht mehr ganz up to date, aber vielleicht trotzdem interessant´. Ich werde alle bisherigen Zuschriften in Kürze beantworten. Vielen Dank für die "Lebst du noch" Nachrichten :-)

Sudan - Reiseerfahrung die Erste (und leider nicht letzte)

Long time no see/hear, wie man auf Englisch so schön sagt. Das liegt daran, dass ich bis heute keine Möglichkeit hatte online zu gehen. Sudan, Job, Filter hier, Erledigungen da,...etc etc.

Widme den heutigen blog einer etwas längeren Stressabbautherapie.

Ich bin vor 2 Tagen vom Sudan zurück und vollkommen geschlaucht. Wie es vorort zugeht habe ich ja schon erzählt. Was ich aber beim Rückflug alles mitgemacht habe, ist wert eigens erwähnt zu werden. Auf all meinen bisherigen Reisen hab ich einige sehr nette und manchmal eher weniger nette Flughäfen gesehen. Khartoum Airport ist aber definitv die Krönung eines schlechten Witzes von Flughafen, wenn sich dieser überhaupt so schimpfen darf.
Ich versuche den Prozess vom Betreten des Flughafens, bis zum Besteigen des Fliegers nachfolgend möglichst detailiert zu beschreiben.

Immer-noch-Upload-Unmöglichkeitshalber kann ich euch leider nicht das Photo von der Fassade des Flughafens senden, aber ich überlasse es eurer Vorstellungskraft, sich ein Bild von einer bröckelnden Fassade, dekoriert mit blassen Buchstaben des Titels „Kh toum Internat nal Airp t“ zu machen. Vielleicht war es Schicksal, vielleicht auch einfach nur Pech, aber just an dem Tag wo wir zurückfliegen, teilen wir dieses Vorhaben mit ca. 1000 anderen Leuten, Ergo: es war gerammelt voll. Laut, heiss, stickig und chaotisch sind noch nette Adjektive für den Zustand (passendes Wort) in der Check In Halle. Aber nicht ungeduldig werden, es wird noch besser. Erste Hürde am Weg zum Flieger ist gleich mal ein baggage check.

Man legt sein Gepäck gemeinsam mit den bereits erwähnten Massen auf ein Förderband, und geht dann durch einen separaten Eingang (OHNE seinem Gepäck, das auf einem Förderband ganz traurig und ängstlich dahinrollt) zur ersten Kontrolle. Dort wollen sie Pass und Ticket sehen. Ist nur zu blöd, dass sie einem das nicht vorher sagen und deshalb lag mein Pass und Ticket in meinem Handgepäck am Förderband. Bla bla ist imGepäck, bla bla soll sich nicht anscheissen, bla bla ok. Gut, ich haste also zum Ende des Förderbandes, um mein Gepäck vor möglicher Fremdentwendung zu bewahren und finde es auch tatsächlich vor. Dreckig und staubig zwar, aber immerhin noch da. Ich reise wohlgemerkterweise nur mit meinem Trolley, meiner Anzugstasche/koffer und meiner Laptoptasche. Die nächste Station wartet mit ähnlich lustigen Überraschungen auf. Beim Einreisen, als auch beim Ausreisen muss ein registration formular ausgefüllt werden. Name, Passnr, Wohnort im Sudan und im Ursprungsland, usw. Es gibt jeweils eines für Sudani und eines für Non-Sudani. Ich dachte zwar, dass ich anhand meiner Hautfarbe (und auch sonst) wohl relativ sicher als Non-Sudani eingestuft werden kann, aber mangels ausreichender Formulare, haben sie mir einfach ein Sudani Formular in die Hand gedrückt. Auch gut, bin ich halt Sudani. Meine Kollegen, die schon öfter im Sudan waren, machen sich übrigens mittlerweile einen Spass daraus, beim Wohnort Sachen wie Disneyland oder White House anzugeben...kontrolliert nämlich eh kein Schwein. Ich bin noch nicht so tollkühn und fülle zumindestens das richtige Land aus.
Mit ausgefülltem Formular geht es dann zum nächsten Schalter, wo man 20 US Dollar für das Exit Visa blechen darf (krieg ich löblicherweise von der Firma rückerstattet). Die 20 Dollar sind natürlich abgezählterweise mitzuhaben, change gibt es keines.

20 Dollar und einige Schweissperlen leichter, geht es weiter zur Passkontrolle.

Okay, lassen wir die Fakten sprechen. Khartoum ist die Hauptstadt eines Landes, das ca. 43 Millionen Einwohner fasst (ich betone ca., da eine Volkszählung in diesem Land sicher eine herausfordernde Tätigkeit ist). Khartoum Airport ist der einzige internationale Flughafen und dementsprechend gut frequentiert. Trotzdem gibt es genau 3, in Worten DREI, ich wiederhole DREI Passkontrollschalter. Menschen, Insekten und Henderl (ok nein, die hab ich nicht gesehen, aber das hätte wirklich wunderbar ins Bild gepasst) stellen sich also in einer unvorstellbaren Schlange bei diesen drei Hütterln an. Dass die Uniformierten sich dort nicht gerade überanstrengen muss ich wohl nicht erwähnen. Einige Zeit später sind meine Kollegen und ich also endlich dran, um unsere feschen Passphotos von nicht Englisch sprechenden Zollmitarbeitern begaffen zu lassen. Plötzlich hat ein besonders gewiffter Beamter die Idee, die Pässe von einigen Passagieren in der Schlange einzusammeln, um sie quasi blockabzufertigen und sie dann später wieder auszuhändigen. Löbliche Idee, aber NO FUCKING WAY gebe ich meinen Pass her, um dann im allgemeinen Tumult einen Pass, ausgestellt auf Mugabe Mugundu zu bekommen. Ich bedanke mich also freundlich für die frühe Bemühung uns die Wartezeit zu beschleunigen und beharre darauf, die Kontrolle meines Passes abzuwarten und selbigen dann gleich wieder einzukassieren (meine Kollegen waren übrigens gleicher Einstellung) Im Wortlaut lief das wie folgt: It´s ok Sir, you can pick it up later, no problem no problem – there is no problem but I rather would want to wait here – no no, you give passport and go on – no, I will not give away my passport – give it to me – no – give it – NO, usw usf. Als sich im Laufe dieser sehr hitzigen Diskussion ein Soldat in fescher Kotztürkisuniform und Züchtigungswerkzeug aka AK-47 in unsere Richtung bewegte, verlies mich die Überzeugung, dass Sturheit immer siegt (und ihr wisst wie stur ich manchmal sein kann). Obwohl ich mich eigentlich schon in einer netten und sicher sehr gastfreundlichen sudanesischen Zelle sitzen gesehen habe, ging meine Sturheit zur Abwechlsung mal gut und von arabischen Flüchen begleitet, durfte ich tatsächlich weiter zur nächsten Station gehen.

Der Check In Schalter. Ein Traum. Drei Verschleierte sitzen hinter einem Tresen, der aus der Gerümpelsammlung hätte stammen können und kontrollieren die Tickets. Ich war bereits nach den ersten zwei Tagen Sudan relativ sicher, dass ich eher früher als später wieder zurück wollte und daher bat ich unseren travel desk, mich auf einen Tag früher umzubuchen. Normalerweise ist das eine relativ simple Angelegenheit. Man bucht seinen Flug um, geht mit dem ursprünglichen Ticket zum Schalter und die Damen kontrollieren die Daten in ihrem System. Gut, ich bin also endlich dran und lege der freundlichen Dame mit breit strahlender Fresse mein Ticket hin. Sie schaut auf das Ticket, schaut mich an, schaut auf ihren Stehkalendar und meint, dass der Flug für morgen ist und nicht für heute. Ich antworte dass das zwar am Ticket steht, ich aber vor einigen Tagen umgebucht habe und auch eine Bestätigung erhalten habe. Völlig siegessicher füge ich noch hinzu sie möge doch einfach in ihrem Flugdatensystem nachsehen. Sie schaut mich an und sagt „what system?“ Ich antworte „in your computer?“ Sie schaut ihre Kollegin an, grinst mich an und sagt „there is no system, we have lists, paper lists“ Könnt ihr euch erinnern, wie es als Kind war, wenn man sich ganz sehnlich einen Bagger, Computer, oder sonstwas gewünscht hat, man davon geträumt hat, dass man es bekommen hat und dann beim Aufwachen nachsieht und feststellt, dass es nur ein Traum war? Tja, mit der selben entäuschten und ungläubigen Miene hab ich an diesem Schalter dreingesehen und mich ganz sehnlich nach meiner Mama gesehnt.
Nach einiger Herumtelefoniererei hat sie dann aber Gott sei Dank die Bestätigung bekommen und ich war meinem Ziel einen Schritt näher. Unglaublich, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, ich hätte das alles nicht für möglich gehalten. Übrigens war die Tatsache das wir business class reisten, nicht im Geringsten eine Erleichterung hinsichtlich Wartezeit oder „treatment“. Aber gut, das war mir eh klar. Es gab dann aber tatsächlich so was wie eine business lounge. Stellt euch die Wartehalle am Südbahnhof in Wien vor und ihr wisst wie luxiorös diese war. Rauchen durfte man auch nicht und das war dann überhaupt der Tropfen aufs überlaufende Fass meiner Beherrschung. Ich war echt fertig und wollte nur noch in den Flieger und nach Hause. Es war ca. 21h Ortszeit als wir dann endlich den Flieger bestiegen und obwohl ich normalerweise im Flieger keinen Alkohol trinke, war es da dann wirklich nötig. Ich hab mir einen doppelten scotch bestellt und bin dann ziemlich fertig und einige abenteuerliche Erfahrungen reicher eingepennt. Um 01h Ortszeit in Dubai sind wir angekommen und um ca. 03h war ich schliesslich im Bett. Ins Büro bin ich am nächsten Tag erst um 11h. War aber ok, da mein Boss auch mit war und er genau so fertig war.

Das Projekt dauert noch bis November und ich werde wahrscheinlich noch ziemlich oft hin und herfliegen. Wahrscheinlich war einfach nur ungewöhnlich viel los und nachdem ich jetzt weiss wie der Hase rennt, wirds beim nächsten mal vielleicht besser. Nichts desto Trotz bin ich schei... froh wieder in Dubai zu sein und geniesse meine Woche hier in vollen Zügen. Nächsten Sonntag geht es wieder runter....denkt an mich 

P.S.: gestern hab ich meine erste Houseparty geschmissen (die ich mir wohl verdient habe und Duty Free Preisen sei Dank auch sehr günstig finanziert habe) und es war echt ein Spass. Es sind ca. 10 Leute gekommen und gemeinsam mit den Housemates haben wir zuerst vorgeglüht und sind dann in einen Club gefahren. Problem, die door policy lautet couples only und nachdem ich so nett war, die bestehenden Mann Frau Konstellationen vorzulassen, hab ich ca. 20 Minuten auf eine „freie“ weibliche Begleitung gewartet, die ich bequatschen konnte mich hineinzubegleiten (wie entwürdigend), um dann bis 3h abzufeiern. Mit der Argentinierin, die ích kennen gelernt habe, gehe ich jetzt was Essen und dann....:-) good night, good fight everyone!!

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